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Fasching in Klosterlechfeld 1911 - 2010
Erstmals
1911 fand sich in Klosterlechfeld eine kleine Schar von
„Faschingsverrückten“ zusammen, um einen Umzug durchzuführen. Er wird
als sehr bescheiden, mit viel Improvisation beschrieben. Prunkvolle
Faschingswagen mit Prinzenpaaren und Prinzengarden waren in den ersten
Anfangsjahren wohl unbekannt. Heute ziehen knarrende, benzingespeiste
Fahrzeuge unsere Gaudiwagen, während damals Ochsen- und Pferdegespanne
oder Schlitten diese Aufgabe übernahmen. Die passende Musik lieferten
selbstgefertigte Pappinstrumente und eine Drehorgel. Aber die
schaulustigen Narren am Straßenrand brachten die gleiche Begeisterung
mit, wie es auch heute noch der Fall ist.

Während des Krieges (1914/18) mussten die
Faschingsumzüge eingestellt werden, doch unmittelbar danach wurden die
Faschingstage wieder in vollen Zügen ausgekostet. 1919 nahm erstmals die
ein Jahr zuvor gegründete Musikkapelle aus Klosterlechfeld teil und in
einem Lagerhaus in Schwabstadl „tobten“ die ersten Faschingsbälle.
Ab 1930 fanden dann die großen unvergesslichen Faschingsumzüge statt.
Teilnehmer und Besucher reisten mit der Eisenbahn an.
1938 wurde der Postkellersaal gebaut, damals der einzige Tanzsaal im
Ort. Ab diesem Zeitpunkt fanden dort die Faschingsveranstaltungen statt.
Der Nachkriegsfasching wurde von den Naturfreunden geprägt. Die
erste Faschingsveranstaltung nach dem Krieg war ein Gaudifußballspiel am
10.2.1948 in der „Alten Schachtel“.
Auch ein Umzug fand in diesem Jahr wieder statt und die Leute bekamen
allmählich wieder Lust zum Feiern und Tanzen. Klosterlechfeld war wegen
seiner großen Faschingsbälle und den unglaublichen Saaldekorationen im
weiten Umkreis bekannt.

1952 trat erstmals ein Prinzenpaar auf,
begleitet von Hofdamen, Hofmarschall und Pagen. 1958 wurde die erste
Prinzengarde vorgestellt. Es war die Blütezeit des Klosterlechfelder
Faschings. Doch danach wurde es etwas ruhiger um den Fasching bis einige
Unentwegte sich daran machten dem Fasching rund um das Kloster ein neues
Gesicht zu geben und für Aufschwung sorgten.
Anfang der 70er Jahre war die Geburtsstunde der Lecharia mit ihrem neuen
Schlachtruf „Lecharia- cha-cha-cha-uh“. Ab den 80er Jahren managte
eine Gruppe der „Dorfgemeinschaft“ den Fasching und auch die Maskenbälle
waren wieder sehr gut besucht. Dabei fungierte Rudi Henkel ein paar
Jahre als Faschingsverantwortlicher. Zum 75-jährigen Jubiläum fand im
Pfarrsaal ein Galaempfang mit fast allen ehemaligen Prinzenpaaren statt.
1989/90 tritt zum 1.Mal eine Kindergarde auf, die inzwischen nicht mehr
von der Lecharia wegzudenken ist. Als neue Hochburg der Narretei für den
11.11. und den Gumpigen Donnerstag wird das Feuerwehrhaus entdeckt, in
dem die Stimmung regelmäßig überschwappte. Der Klosterlechfelder
Fasching hat wieder einen klangvollen Namen.
Nachdem es aus steuerlichen und versicherungstechnischen Gründen für das
Faschingsteam innerhalb der Dorfgemeinschaft nicht mehr weiterging,
wurde von den Faschingsfreunden beschlossen einen Verein zu gründen. Am
08.11.1996 wurde vom Versammlungsleiter Charly Krämer ein Entwurf der
Satzung verlesen. Die Gründungsmitglieder waren nach kleinen Änderungen
bereit, den Wortlaut der Satzung anzunehmen. Somit war der
Faschingsverein Lecharia Klosterlechfeld e.V. gegründet. Brigitte Holzer
ging als Präsidentin aus der Versammlung hervor und als Stellvertreter
wurde Andi Hornung gewählt.
Relativ schnell konnten Mitglieder hinzu gewonnen werden und bei der 1.
Jahreshauptversammlung im März 1997 zählte der Verein bereits 144
Mitglieder. Im April 1997 wurden wir in den Bayrisch– Schwäbischen-
Fassnachtsbund aufgenommen und sind seitdem Mitglied im Bund Deutscher
Karneval.
In der Saison
1997/ 98 wurde die Jugendshowtanzgruppe gegründet.
Unsere 3 Garden werden jährlich wie
auch die Prinzenpaare neu für den Showtanz eingekleidet.
In diesen Jahren stand dem Verein auch einige Jahre ein Elferrat zur
Verfügung.

2003 wurden 2 Container als Materialllager angeschafft, die jedoch
mittlerweile aus allen Nähten platzt. Auch hier geht unsere Tradition
weiter „ jeder verstaut daheim ein bisschen was“. Der Verein träumt
seitdem von einer eigenen Halle oder einem Vereinsheim, um für Material
und den hohen Trainingsaufwand der Garden einen geeigneten Platz zur
Verfügung zu haben. Im Jahre 2003 haben sich dann ein paar
arbeitseifrige Männer zusammen getan, um sich Nachbesprechungsverein zu
nennen. Sie zeigen sich seither für Bühne, Dekoration, Faschingswagen ,
Container usw. verantwortlich. Es entstehen im „Nachbesprechungsverein“
immer neue Ideen.
Im Jahre 2005 gab der Vizepräsident Andi Hornung sein Amt auf und Alfred
Brecheisen wurde zum Nachfolger gewählt.
Choreographen der großen Garde sind seit der Gründung des Vereins und
schon einige Jahre vorher Christine Krause und Heike Rieke. Für die
Kindergarde zeigte sich seit der Gründung bis vor 3 Jahren Monika Winter
verantwortlich. Sie musste aus beruflichen Gründen leider aufhören.
Bei der letzten Jahreshauptversammlung im Juli 2009 hatte die Lecharia
244 Mitglieder, davon sind 82 Aktive. Es teilt sich auf in 176
Erwachsene und 57 Jugendliche und Kinder.
Alljährlich feiern wir den Faschingsbeginn am 11.11., den Gumpigen
Donnerstag, den Dorfball der Lecharia, einen Kinderball und am
Faschingsdienstag den „Großen Faschingsumzug“ mit vorherigem Empfang der
Vereine. Damit gelangen wir wieder an den Ursprung des Klosterlechfelder
Faschings an, den Straßenfasching.

Aber die Hoffnung und der Traum von einer
eigenen Halle oder einem Vereinsheim besteht auch im Jubiläumsjahr
weiter und stirbt zuletzt.
Lecharia - Cha - Cha - Cha - Uh
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